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News Teilen: Urprinzip als Erfolgsmodell

Sharing! Ein Megatrend, der viel Lärm macht. Allerdings: Teilen ist keine neue Idee. Warum hat es gerade so viel Auftrieb? Und welches Potenzial bietet Sharing der Industrie? Eines vorweg: grosses.

Wir leben im Zeitalter des Teilens. Privatpersonen tun es ebenso wie Unternehmen: Sie machen ihre Ressourcen für andere nutzbar. Geschieht das Ganze gegen Bezahlung, spricht man von Sharing Economy. Auf Onlineplattformen vermieten die Leute Werkzeuge, Möbel, Wohnungen oder Autos. Unternehmen teilen Lagerflächen, Transportmittel oder Maschinen.

Den Megatrend Teilen auf die wirtschaftliche Perspektive zu reduzieren, wäre allerdings falsch. Denn auch Teilen, ohne dass Geld fliesst, ist allgegenwärtig. Social-Media-Posts, Wikipedia-Einträge oder Open Source Software sind nur drei Beispiele dafür.

Illustration: Justin Wood

Illustration: Justin Wood

Sharing und die Industrie

Die Gründe, warum wir teilen, sind vielfältig. Wenn Unternehmen teilen, ist die Motivation allerdings meist klar: Es geht um Effizienz und Wachstum. In vielen Betrieben gibt es immer wieder Stillstandzeiten, in denen Produktionsanlagen mit anderen Herstellern geteilt werden können. Das Ziel: die Maschinen optimal auslasten und die Profitabilität steigern.

Dabei gewinnen natürlich auch die Nutzer von Überkapazitäten: Vor allem kleine und mittelständische Unternehmen erhalten so Zugang zu neuen oder zusätzlichen Ressourcen: «Durch Pay per Use umgehen sie hohe Investitionen», so Wildemann, der auch eine Unternehmensberatung führt. Mit den freien Mitteln können sie ihre Produkte verbessern oder neue Märkte erschliessen.

Daten teilen, aber souverän

Viele Unternehmen machen sich Sorgen um ihre Datensouveränität. Für das Problem gibt es allerdings innovative Ansätze; zum Beispiel die Referenzarchitektur der International Data Spaces Association (IDSA). Unter Führung des deutschen Fraunhofer-Instituts für Software und Systemtechnik entwickelt, geht das Modell auf das Sicherheitsbedürfnis der Unternehmen ein: Durch klare Nutzungsbestimmungen bleibt ihre Datensouveränität erhalten. Ausserdem werden die Informationen weder zentral noch extern gespeichert, und die Übermittlung geschieht nur zwischen Anbieter und Kunde – Ende-zu-Ende verschlüsselt und in Echtzeit.

Wenn wir Lösungen für einen sicheren und fairen Datenaustausch finden, steht Sharing nichts mehr im Wege.

Horst Wildemann, Managementprofessor Technische Universität München

Illustration: Justin Wood

Illustration: Justin Wood

Sharing in der Smart Factory

Je vernetzter, intelligenter und flexibler Fabriken sind, desto einfacher funktioniert das Teilen von Produktionsanlagen mit anderen Herstellern. Die Smart Factory – Vision der Industrie 4.0 – bietet deshalb ideale Voraussetzungen für Sharing. 

Offene IoT-Standards und IT-Systeme werden es zum Beispiel zulassen, dass Partnerunternehmen direkt auf die geteilten Anlagen zugreifen können.

Dominic Gorecky, Leiter Swiss Smart Factory

Bereits heute erprobt das Kompetenzzentrum für Industrie 4.0 des Switzerland Innovation Park Biel/Bienne Sharing in verschiedenen Projekten. Gorecky: «Wir machen zum Beispiel unsere Produktionsressourcen für Aussenstehende nutzbar und untersuchen, wie Vernetzung, Automatisierung und IT-Security dafür konkret aussehen müssen.»